Woran erkennt man den Advent?
Ist das die Zeit, wenn jeder rennt?
Wenn man auf Schnee und Eis gar flucht,
beim Reifenhändler Anschluss sucht?
Wenn „Hoch die Tor, die Tür macht weit”,
die Music-Box durchs Kaufhaus schreit?
Wenn Kinder vor der Quängelware
nerven bis zum Weihnachtstage?
Wenn Christbaumständer kitschig klingen,
weil viele Kinder nicht mehr singen?
Wenn Weihnachtsfeiern endlos stressen?
Wenn mancher klagt: „Schon wieder essen?”
Wenn Mutti sich die Haare rauft:
„Ich hab’ noch kein Geschenk gekauft!
Ich weiß nicht, was ich schenken soll.
Das Kinderzimmer ist schon voll!
Den Ehemann wird es nicht schocken,
er kriegt wie letztes Jahr n’ Paar Socken.
Opa liegt zur Zeit im Koma.
Doch was schenken wir der Oma?
Was bekommt zum Fest der Hund?
Jesus, geht es dies’ Jahr rund!
Jesus… ja… wie war das noch?
Kommt der zum Fest auch zu Besuch?”
Am Abend brennen Muttis Füße.
Sie schreibt auf Weihnachtskarten Grüße.
Auch Vater kommt gestresst nach Haus
und sieht geplättet, müde aus.
Das Paar schläft schon beim Fernsehen ein
und träumt nun wieder Kind zu sein.
Fern von allen Elternpflichten.
Einfach aus dem Alltag flüchten.
Die Welt mit Kinderaugen sehen…
ach, wie wär das Leben schön!
Zur unbeschwerten Kinderzeit,
da hat man sich noch sehr gefreut,
auf Schneeballschlachten, Schlittenfahrten,
auf Nikolaus, auf’s Christkind warten.
Wurd’ dann der Himmel abends rot,
das war des Christkinds Ofenglut.
Da wurd’ im Himmel noch gebacken…
Schokosterne mit fünf Zacken,
Zimtgebäck und Marzipan
schleppte einst das Christkind an.
Rief die Mutter dann ins Haus,
zog man die nassen Sachen aus,
Verteilte Schnee sorglos im Flur,
zog mit den Stiefeln eine Spur.
Man stellte die Füße untern Tisch.
Es war gedeckt und alles frisch.
Man lernte Gedichte, man schrieb ganz toll,
mit Wünschen einen Zettel voll.
Ein Wunsch war allgemein sehr groß
und ließ die Kinder nicht mehr los:
Christkind, ach, ich bin noch klein.
Wann kann ich denn erwachsen sein?
Brauch morgens nur zur Arbeit gehen.
Oh, wie wär das Leben schön!’
Das Christkind hat den Wunsch erhört
Und nun das Ältersein beschert.
Doch jeder Mensch erträumt sich grad’,
immer das, was er nicht hat!
Und die Moral von der Geschicht’:
Trübsal blasen lohnt sich nicht!
In jedem von uns steckt ein Kind,
auch wenn wir längst erwachsen sind!
Lässt man dies’ Kind in sich heraus,
dann sieht die Welt gleich anders aus…
Der Stress weicht der Gelassenheit.
Man freut sich auf die Weihnachtszeit!
Dieter Kleffner, 2013